Grätzel-Feinkost, reloaded
Früher einmal war der Feinkostladen jener Ort, den man – meist gen Wochenende – aufsuchte, um das kulinarische Tor in die weite Welt des Besonderen aufzustoßen. Eine ebenso exotische wie verführerische Welt, in der Delikatessen wie französischer Rohmilchkäse, italienischer Rohschinken, Pasteten oder edler Meeresfisch in Dosen feilgeboten wurden. Eine Welt, in der Lebensmittel mit allen Sinnen wahrgenommen werden wollten – und konnten.
Mit dem städtischen Supermarkt-Boom in den 90er-Jahren brachen für den traditionellen, stationären Feinkosthandel schwierige Zeiten an. Aber mit der wiedererwachenden Sehnsucht der Konsumenten nach einem persönlicheren, Herz, Bauch und Hirn nährenden Einkaufs- und Genusserlebnis, feierte in den vergangenen Jahren auch das Konzept des Feinkostladens ein Comeback. Vor allem in Wien hat sich eine neue Generation von Feinkosthändlern mit der Spezialisierung auf Warengruppen wie Brot, Fleisch, Patisserie oder Fermentiertes mittlerweile erfolgreich zurück ins kulinarische Bewusstsein der Städter gekämpft. Wer hingegen in Graz in spezialisierten Boutiquen oder klassische Feinkostläden schmökern wollte, hatte lange Zeit nicht gerade die Qual der Wahl.
Seit einem Jahr hat das feinschmeckende Stadtvolk aber nun im Grazer Bezirk Geidorf sogar eine Anlaufstelle, in der das Konzept Boutique-Bäckerei und klassischer Feinkostladen fast unter einem Dach verschmelzen. Die Menschen hinter dieser für Stadt und Grätzel ausnehmend glücklichen Fügung heißen Mimi und Joseph Prein. Was die beiden, abgesehen von dem Umstand, dass es sich bei den beiden um Vater und Tochter handelt, eint: Die Leidenschaft für Feines, Rares und Besonderes in flüssiger wie feststofflicher Form, zu handwerklicher Perfektion und hochwertigsten (Grund-)Produkten, die die Preins, wie Joseph betont, „als Kunden der wirklich allerersten Stunde … und der weit davor!“ von Transgourmet beziehen. „Weil ich, beziehungsweise wir, alles bekommen, was wir für unsere tägliche Arbeit im Feinkostgeschäft und in der Backstube so brauchen, das Sortiment hochwertig und vielfältig ist, der Service stimmt, und man einander seit Jahrzehnten kennt und schätzt.“
Bäck ans Eck!
Seinen Anfang nahm das Gute im Grätzl vor nicht ganz so langer Zeit: Ein Schicksalsschlag führte die gebürtige Grazerin und Eventmanagerin Mimi Prein vor fünf Jahren von London zurück in ihre Heimat. „Eigentlich wollte ich hier damals in derselben Branche wieder Fuß fassen, hab aber schnell gemerkt, dass Graz dafür einfach nicht das richtige Pflaster ist“, erzählt die 30-Jährige. „Also hab ich mich entschieden, im zweiten Bildungsweg eine Ausbildung zur Konditorin zu machen. Und während des Kurses hab ich mir dann irgendwann gedacht: Warum eigentlich mein Hobby nicht gleich zum Beruf machen? Ich hab ja nix zu verlieren.“ Fast ebenso spontan wie die Entscheidung zum Branchenwechsel fiel dann auch die Entscheidung, sich mit einem eigenen Laden selbständig zu machen. Der Hang zum Unternehmertum, sagt Mimi, sei ihr zwar schon in die Wiege gelegt worden – bereits die Großmutter hatte die Kantinen der Grazer Kammersäle und der Gebietskrankenkasse auf selbstständiger Basis geschupft, Vater Joseph lange eines der beliebtesten Grazer Studentenviertel-Lokale in Geidorf und ein Hotel in der Südsteiermark geführt. „Aber dann hing an diesem tollen Ecklokal mitten am Geidorfplatz, genau in meinem Grätzel, wo meine Familie schon immer gewohnt hat, plötzlich dieses ‚Zu verpachten‘-Schild … da musste ich einfach zuschlagen.“ Nach der Renovierung eröffnete Mimi 2020 ihre Boutique-Backstube aka Erlebnisbäckerei „Mimi’s“. Die Kunde von der süßen Kunst der Quereinsteigerin, die da - immerhin an einem stark frequentierten Verkehrsknotenpunkt ohne nennenswerte Laufkundschaft und in einem Wohnviertel – Motivorten, Macarons, Tartes, Eclairs & Co. zum Dahinschmelzen fertigt, machte schnell die Runde. Und relativ schnell entfachte die Passion der Tochter auch die gastronomische Leidenschaft des Vaters aufs Neue. „Mein Papa saß, seitdem ich mich selbstständig gemacht hatte, immer ein bisschen auf Nadeln“, erzählt Mimi. „Er wollte auch noch einmal ganz neu anfangen, etwas aufbauen.“
Und dann ging Frau Elfi in Pension.
Der Geschmack von Nostalgie
„Die Frau Elfi hat gleich neben dem Geschäft von der Mimi jahrzehntelang ein Damenmodengeschäft geführt, und hat 2022 beschlossen, aufzuhören“, erzählt Joseph Prein. Die Gelegenheit war günstig, die Idee mit dem Feinkostladen schnell geboren. „Weil die Auseinandersetzung mit Essen und Trinken, die Kommunikation und der Austausch darüber …das ist doch, zumindest für mich, mitunter das Schönste, das es im Leben gibt!“ Seit einem Jahr führt Joseph neben dem Laden seiner Tochter nun also das Feinkostgeschäft „Herr Joseph“, durch das ein zauberhafter Hauch von Nostalgie weht. Von den sorgsam gefüllten Regalen lacht einen eine Armada an kleinen, feinen und von Joseph für exzellent befundene Produkte aus ganz Europa, von der Bretagne über Portugal bis Griechenland, an: Jahrganssardinen und Fischkonserven von einer kleinen französischen Fischerkommune, Pasta von Arrigo Cipriani und Oliventapenade und -öl aus Kalamata, etwa. Aus der Kühltheke brüllen einem feinste Quiche, Wurst- und Käsespezialitäten, Feinkostsalate und Aufstriche – die Joseph höchstpersönlich jeden Tag frisch und nur in Kleinstportionen herstellt – „Iss mich!“ entgegen. Es gibt frisches Gebäck und eine mehr als bemerkenswerte Auswahl an Weinen, von Mersault über Blaufränkisch aus dem Burgenland bis zu Crémant von der Loire. Wie jetzt: Keinen Champagner? „Nein, kein Champagner!“, sagt Joseph bestimmt. „Nur ausgewählte Crémants, die mir natürlich selbst schmecken müssen, sonst kommen sie erst gar nicht durch die Tür, Empfehlung hin oder her!“ Der Crémant Rosé von Gratien & Meyer aus dem Transgourmet Trinkwerk-Sortiment hat Herrn Joseph jedenfalls überzeugt. „Was soll ich sagen: der ist einfach sehr, sehr gut, und er passt, wie alle Weine, die ich führe, auch zu unseren Speisen und Produkten.“
Perfektion first
Nebst edlen (Sprudel-)Weinen und einem Füllhorn an pikanten Spezereien-Sortiment gibt es bei Herrn Joseph natürlich auch eine Auswahl an süßen Herrlichkeiten aus Mimis Backstube nebenan. „Das Sortiment wechselt täglich von Dienstag bis Samstag“, sagt sie. „Ich mach, wonach mir gerade der Sinn steht, mal Tartelettes und Törtchen, mal Cake Pops oder klassische Kuchen, jetzt zur Adventszeit gibt’s natürlich auch Kekse oder Specials wie Marmeladen. Und wenn ich zwischendurch noch Zeit hab, dann experimentiere ich auch gerne ein bisschen.“ Kürzlich hätte sie etwa zwei Wochen lang am perfekten gebackenen Cheesecake getüftelt – und die Gäste des Feinkostladens gleich dazu eingeladen, die Entwicklung live mitzuerleben und sich gemeinsam Stück für Stück zum ultimativen Cheesecake-Glück vorzuarbeiten. Weil: Perfektion, sagt Mimi, stehe für sie, ebenso wie für Joseph, nun einmal an erster Stelle.
Darauf noch eine Flasche Crémant Rosé von der Loire und ein Dacquoise für daheim …
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